Zwangsmigration, Flüchtlingspolitik und Gesellschaft in Niedersachsen nach dem Zweiten Weltkrieg |
DozentIn: |
Dr. phil. Sebastian Huhn |
Veranstaltungstyp: |
Seminar (Offizielle Lehrveranstaltungen) |
Beschreibung: |
Ziel des Seminars ist die Erstellung einer virtuellen historischen Ausstellung zum Umgang mit (älteren) Flüchtlingen in Niedersachsen am Beispiel der Stadt Varel nach dem Zweiten Weltkrieg (in Zusammenarbeit mit Schüler*innen eines Gymnasiums in Varel). Zwischen 1950 und 1959 lebten in der niedersächsischen Stadt mit damals ca. 15.000 Bewohner*innen bis zu 1.000 ältere sogenannte Displaced Persons (DPs) in Europas größtem „Altersheim“ für DPs. Wie waren diese vorwiegend osteuropäischen Flüchtlinge in der niedersächsischen Provinz gelandet, wer waren sie und auf welche Geschichte blickten sie zurück und wie wurde politisch und gesellschaftlich mit ihnen umgegangen?
Der Großteil der Millionen DPs nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren ausländische Überlebende des NS-Terrors und osteuropäische Flüchtlinge, die vor der Roten Armee nach Westeuropa geflohen waren. Nachdem ein Großteil dieser Menschen von den Alliierten zunächst (auch unter Zwang) nach Osteuropa repatriiert worden war, hatte die westlichen Alliierten zwischen 1947 und 1951 in einem bei den United Nations angesiedelten Programm einer Million Menschen ermöglicht, global resettlet zu werden, also ein neues Zuhause außerhalb Deutschlands oder ihres ehemaligen Herkunftsorts zu finden. Im Juni 1950 übergaben die westlichen Alliierten die Verantwortung für die verbleienden ca. 100.000-200.000 DPs in Westdeutschland schließlich in die deutschen Hände. Bei den verbliebenen DPs handelte es sich nicht zuletzt um Ältere und Kranke bzw. um Menschen mit Behinderungen, die nicht als Arbeitskräfte in Drittstaaten hatten vermittelt werden können.
Flüchtlinge waren somit Gegenstand von Politik und Teil der westdeutschen bzw. niedersächsischen Nachkriegsgesellschaft. Gleichzeitig ist der Wissens- und Forschungsstand zum Thema noch mehr als lückenhaft. Dies bietet dem Seminar die Möglichkeit, sich forschend mit der Geschichte Deutschlands als Migrationsgesellschaft auseinanderzusetzen, die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit als Ausstellung zu präsentieren und so zur Erinnerungskultur beizutragen.
Zur Erarbeitung der Onlineausstellung werden wir uns zunächst (und auch gemeinsam mit den Vareler Schüler*innen) das Thema mit seinen diversen Kontexten erarbeiten, dem Nationalsozialismus und Stalinismus, Flucht und Zwangsmigration, dem beginnenden Kalten Krieg, der deutschen bzw. niedersächsischen Nachkriegsgesellschaft und nicht zuletzt der Erinnerungskultur. Statt Seminararbeiten werden dann in Teamarbeit (und in Zusammenarbeit mit den Schüler*innen) Stationen der Onlineausstellung ausgearbeitet. Zentral ist dabei die Arbeit mit historischen Quellen, deren Provenienz vom britischen Nationalarchiv über das Niedersächsische Landesarchiv und die Arolsen Archives bis zum Stadtarchiv Varels reicht.
Das Seminar beinhaltet mindestens zwei (anrechenbare) Exkursionstage.
Einführende Literatur:
Cohen, Gerard D. (2011): In War’s Wake: Europe’s Displaced Persons in the Postwar Order, New York.
Frerichs, Holger (2023): Das »Altersheim für heimatlose Ausländer« in Varel 1950-1959, Oldenburg.
Huhn, Sebastian (2022): Im übrigen schickt man die Alten und Gebrechlichen nach Varel, NGHM@UOS. https://doi.org/10.58079/sbzp. |
Ort: |
02/E05: Do. 16:00 - 18:00 (12x),
02/E03: Donnerstag, 12.12.2024 10:00 - 12:00,
11/212: Donnerstag, 12.12.2024 12:00 - 18:00 |
Semester: |
WiSe 2024/25 |
Zeiten: |
Do. 16:00 - 18:00 (wöchentlich), Ort: 02/E05,
Termine am Donnerstag, 12.12.2024 10:00 - 12:00, Donnerstag, 12.12.2024 12:00 - 18:00, Ort: 02/E03, 11/212 Erster Termin:Donnerstag, 07.11.2024 16:00 - 18:00, Ort: 02/E05 |
Veranstaltungsnummer: |
2.226 |
Voraussetzungen: |
Bereitschaft zur Lektüre, zur Mitwirkung an der Erstellung einer Onlineausstellung, an einer Exkursion und zur Teilnahme an allen Terminen. |
Bereichseinordnung: |
Veranstaltungen > Sozialwissenschaften > Master Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (IMIB) > Modul 6 (PO 2022-2): Empirisches Forschungsprojekt sowie freier Wahlbereich
Veranstaltungen > Sozialwissenschaften > Master Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (IMIB) > Modul 6: Migrationsforschung in der disziplinären Vertiefung
Veranstaltungen > Kunstgeschichte > Geschichte
Veranstaltungen > Geschichte > Seminare
Historisches Seminar > Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung
Veranstaltungen > Europäische Studien > Bachelor-Studiengang > Nebenfach Geschichte der frühen Neuzeit und Neueste Geschichte > Neueste Geschichte
Veranstaltungen > Interdisziplinäre Studiengänge > Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (IMIB) - siehe unter Sozialwissenschaften |
Weitere Informationen aus Stud.IP zu dieser Veranstaltung |
Heimatinstitut: Geschichte
In Stud.IP angemeldete Teilnehmer: 27
Anzahl der Dokumente im Stud.IP-Downloadbereich: 32
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