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Acropolis Virtual Tour

https://www.acropolisvirtualtour.gr/

 

Bericht von Kathrin Plüster

Die virtuelle Tour durch die Akropolis-Denkmäler ermöglicht einen Einblick in archäologische Stätten mit ihren bekanntesten Monumenten. Informationen zu den Monumenten sowie die Orthophotokarte des Geländes erlauben eine kognitive Auseinandersetzung mit dem Dargestellten sowie die Orientierung auf dem Gelände. Die Tour wurde als Initiative des Dokumentationsbüros Acropolis Restaoration Service (YSMA) in Zusammenarbeit mit Culturplay erstellt und soll den Zugang zu kulturellem Erbe fördern.

Um sich dem Gegenstand der Onlineexkursion zu nähern, findet im Folgenden eine kurze terminologische Abgrenzung des Begriffs Akropolis statt, bevor näher auf die Acropolis von Athen eingegangen wird. Vor allem griechische Städte besaßen in der Antike für gewöhnlich eine Akropolis. Dabei handelte es sich um eine Wehranlage auf einem Burgberg, sodass sie in der Regel auf einer Erhöhung oder einem Hügel in der Nähe griechischer Städte erbaut wurden und der Verteidigung dienten[1]. Die Akropolis von Athen ist weltweit die populärste. Sie wurde auf einem 165 Meter hohen Felsen zwischen 467 und 406 v. Chr. erbaut.

Während der virtuellen Tour besteht die Möglichkeit, sich ausgehend von der Orthophotokarte die Propyläen, den Tempel der Athena Nike, der Parthenon, das Erechtheion sowie die Außenfläche alter Mauern anzuschauen (Abb. 1: Orthophotokarte der virtuellen Tour). Dazu sind die Monumente mit verschieden farbigen Kreisen auf der Karte markiert und können in einer beliebigen Reihenfolge angeschaut werden.

Der natürliche Hauptzugang zur Akropolis befindet sich an der Westseite der Burg, da dort das Gelände deutlich sanfter abflacht. Das Tor zur Akropolis bilden dort die Propyläen. Sie stellen den Eingang zum heiligen Bezirk dar, von wo aus die virtuelle Tour beginnen soll.

Mit dem Bau der Propyläen wurde 437 v. Chr., ausgehend von den architektonischen Arbeiten Mnesikles, begonnen. Mnesikles fand innovative Lösungen für bauliche Probleme, die sich aus den Geländeverhältnissen ergaben und das Denkmal gleichzeitig einzigartig machen. Die Fertigstellung wurde allerdings durch den Peloponnesischen Krieg 432 v. Chr. unterbrochen, sodass der Bau unvollendet blieb. In Abbildung 2 ist zu sehen, dass der Torbau aus einer prostylen sechssäuligen Vorhalle dorischer Ordnung besteht. Insgesamt sind die Propyläen fast ausschließlich aus hellem pentelischem Marmor erbaut, bei dem es sich um eine wichtige attische Marmorart handelt. Zusätzlich wurden erstmals strukturelle Eisenträger verwendet. Dem Plan der Propyläen ist zu entnehmen, dass sie aus einem zentralen Gebäude besteht, welches von zwei niedrigeren Flügeln flankiert wird. Damit umfasst der Bau drei Komplexe, wobei der Südwestflügel den Durchgang zum unmittelbar dahinter befindlichen Tempel der Athena Nike darstellt. Wenn man sich den Propyläen von Westen nähert, müssen einige Treppen des steilen Geländers bezwungen werden[2]. Der Curser bietet die Möglichkeit, die Blickrichtung hinunter auf die Stadt zu senken, sodass der steil ansteigende Hang sichtbar wird.

Auf einem dreistufigen Unterbau südwestlich der Propyläen erhebt sich der Tempel der Athena Nike. Er wurde von dem Architekten Kalikrates entworfen und in den Jahren 427-424 v. Chr. fertiggestellt. Er war der Göttin Athena gewidmet und sollte ihre bedeutende Stellung als Schutzherrin der Stadt und gleichzeitiger Garant für das Überleben des athenischen Staates symbolisieren. In Abbildung 3 ist zu sehen, dass der Tempel an der Ostfassade eine ionische Ordnung mit vier Säulen aufweist, die vor der Cella platziert sind. Das gleiche gilt auch für die Westfassade. Bei genauem Hinsehen fällt die bildhauerische Gestaltung des Tempels auf, wobei an dem Fries der Südseite ein Kampf zwischen griechischen und persischen Reitern, an der West- und Nordseite Kampfszenen zwischen griechischen und anderen Soldaten und an der Ostseite eine Versammlung der Götter zu erkennen ist. Es werden dementsprechend historische Schlachten der Stadt Athen dargestellt, die den siegreichen Einsatz der Göttin in legendären Schlachten verdeutlichen. Im Jahr 1686 wurde der größte Teil des Überbaus entfernt und dessen Architekturelemente für den Bau von Befestigungsmauern verwendet. Es fanden mehrere Restaurierungsarbeiten am Tempel statt, wobei die ersten bereits 1835-1845 erfolgten. Während der zweiten Restaurierungsphase wurde am gesamten Tempel gearbeitet, da dieser enorme strukturelle Probleme aufwies. Diese zogen sich jedoch weiterhin fort, sodass auch zwischen den Jahren 2000 und 2010 Restaurierungsarbeiten zur Beseitigung der strukturellen Probleme erfolgten. Außerdem wurden hier architektonische Elemente an ihre vorherige Position platziert und antikes Material wieder in das Monument eingebaut. So konnten die Eingriffe die architektonische Form deutlich aufwerten.

Das Erechtheion, der Aufbewahrungsort der antiken athenischen Traditionen, wurde zwischen 421 und 406 v. Chr. erbaut. Es wird vermutet, dass Perikles für die Konzeption des Tempels verantwortlich war. Es handelt sich um einen ionischen Tempel, welcher in seiner komplexen architektonischen Gestalt mehrere Kulte der Stadt repräsentiert. Von den insgesamt 13 Gottheiten und Heroen waren die Athena Polias im östlichen Teil des Tempels sowie der Poseidon-Rechtheus im westlichen Teil am elementarsten. Wie der Abbildung 4 entnommen werden kann, ist der Nordeingang des Erechtheions durch sechs ionische Säulen gekennzeichnet. Der östliche Bereich des Tempels galt der Athena Polias und konnte auch nur von Osten betreten werden. An der Südseite ist die Vorhalle der Karyatiden lokalisiert, wobei es sich um sechs Mädchenfiguren (korai) handelt, die die Vorhalle tragen. Den Quellen kann nicht eindeutig entnommen werden, wen die Mädchen darstellen. Die Karyatiden sind ebenfalls der Abbildung 4 zu entnehmen. Unter dem Boden des Erechtheions befand sich die Salzquelle, welche Poseidon während eines Wettstreits mit der Göttin Athene entstehen lassen haben soll.

Im 1. Jh. v. Chr. wurde das Erechtheion durch einen Brand schwer beschädigt, vor allem in seinem westlichen Teil. Die Westfassade des Tempels wurde während der Reparatur umgestaltet, wobei der Rest des Tempels sein ursprüngliches Aussehen bis zum Ende der Antike beibehielt. Im weiteren Verlauf seiner Geschichte erlebte das Erechtheion allerdings viele Umbrüche, da es in der frühchristlichen Zeit als Kirche umgewandelt wurde und im Zuge dessen der Jungfrau Maria gewidmet wurde. Dies hat zur Folge, dass der Tempel an sich, aber auch das Innere des Tempels stark verändert wurde. Außerdem diente das Erechtheion in der fränkischen Zeit als Sitz des Bischofs von Athen und in der osmanischen Zeit als Residenz des Harems des osmanischen Garnisonskommandanten. Während des griechischen Unabhängigkeitskampfes wurde der Tempel stark beschädigt.

Ein weiteres Monument der Akropolis ist das Parthenon. Der Bau begann 447 und dauerte bis 138 v. Chr. an. Die bildhauerische Dekoration wurde 432 v. Chr. fertiggestellt. Anhand der Abbildung 5 lässt sich erkennen, dass der Tempel an der kurzen Seite acht und an der langen, nicht sichtbaren Seite 17 Säulen dorischer Ordnung aufweist. Insgesamt wurde pentelischer Marmor verwendet. Er war der Athena Parthenos, der Kriegsgöttin der Stadt, gewidmet. Das Parthenon lässt sich in vier Bereiche untergliedern: der Pronaos, die Cella (Haupttempel), der Opisthodomos und der Opisthonaos. Durch die Pronas (Vorhalle mit sechs dorischen Säulen) konnte die Cella erreicht werden, wo sich mit einer Höhe von 11 Metern ein Gold-Elfenbein-Kultbild der Athena Pathos befand. Die Westseite des Parthenons ist am besten erhalten geblieben. Dort befinden sich acht dorische Säulen, welche den Architrav, das Band mit den Triglyphen, den Metopen sowie das Giebelfeld tragen. Auf den Metopen der Westseite ist der Kampf zwischen den Athenern und den Amazonen dargestellt und auf dem Giebel war der Kampf zwischen Poseidon und Athene abgebildet, wobei sich die Giebelskulpturen heute im Britischen Museum befinden. Die Westfassade des Parthenons ist von Sanierungsarbeiten gekennzeichnet, da diese durch Erdbeben stark beschäftigt wurde, sodass strukturelle Verformungen aufgetreten sind. Dabei soll eine morphologische Wiederherstellung der Fassade erreicht werden.

Aufgrund der natürlichen Lage und der sich in unmittelbarer Nähe befindlichen Trinkwasserquellen war die Akropolis schon in prähistorischer Zeit bewohnt. Seither hat sie einen starken Wandel durchlaufen, der von den unterschiedlichen Zeiten geprägt wurde. So war die Akropolis zur Zeit der mykenischen Kultur von Mauern umgeben und stellte den Sitz des Herrschers dar. Der Zugang zur Akropolis erfolgte lediglich über einen schmalen Weg, der zu einem befestig- ten Eingang an der Stelle des Südflügels der Propyläen führte. Akropolis gilt seit dem 8. Jhd. v. Chr. als Kultzentrum. Allerdings lag Akropolis ab 480 v. Chr. ca. 30 Jahre lang in Ruinen, da sie von den Persern erobert und abgebrannt wurde. Erst nach dem Friedensvertrag startete 447 v. Chr. ein Neubauprogramm, bei dem das Parthenon, die Propyläen, der Tempel der Athena Nike und das Erechtheion erbaut wurden. Diese Ausgestaltung behielt die Akropolis bis zum Ende der römischen Epoche bei. Mit der Dominanz des Christentums wurden die Tempel in Kirchen umgewandelt und gingen im Verlauf der Zeit in französischen, katalanischen, florentinischen und osmanischen Besitz über. Im 17. Jhd. erfuhren der Parthenon, die Propyläen und der Tempel der Athena Nike einen enorme Schäden, sodass viele bildhauerischen Dekorationen verloren gingen.

Im weiteren Verlauf der Exkursion habe ich mir genauer die Nordmauer (Themistokleion) der Akropolis angeschaut. Dabei handelt es sich um die zuerst errichtete Mauer, welche nach dem Sieg der Athener über die Perser 480 v. Chr. zur Wiederbefestigung der Akropolis erbaut wurde. Sie sollte dem Schutz Athens vor weiteren Angriffen dienen. Architektonische Bausteine des Tempels der Akropolis wurden integriert, sodass der Bedarf an Baumaterial für die Errichtung der Mauer gedeckt werden konnte. Im südlichen Teil des Areals befindet sich die Kimonische Mauer welche nach dem Sieg in der Seeschlacht von Eurymedon unter Kimon errichtet wurde. In Abbildung 8 ist zu erkennen, dass die Mauer aus großen Porosblöcken besteht, welche auch nach einigen Reparaturarbeiten an der Akropolis weiterhin erhalten geblieben sind. Die Ostmauer der Akropolis wurde nach einem schweren Schaden, verursacht durch ein Erdbeben im 18. Jahrhundert, während der Epoche der Neuzeit wiederhergestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg fand die anschließende Reparatur statt, wobei primär die südöstliche Ecke der Mauer rekonstruiert wurde.

 

Literatur:
Lichtenberger, E. (2002): Die Stadt. Von der Polis zur Metropolis. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.


[1] Lichtenberger 2002, S. 24.

[2] Die verwendeten Informationen entstammen alle der Homepage (https://www.acropolisvirtualtour.gr/) des vir- tuellen Rundgangs, sodass im Folgenden keine Verweise getätigt werden.